Ümit
Satır

26. August 1984

Duisburg

Leben des Opfers

Ümit Satır, geboren am 4. April 1979, war ein lebenslustiger Junge und liebte es, Faxen zu machen. Seine Begeisterung für das Dreiradfahren teilte er gerne mit seiner Schwester Songül. Er nutzte das Dreirad, wo immer er konnte und verbrachte viel Zeit damit. Ümit wurde nur fünf Jahre alt.

 

Formen des Gedenkens

Der Brandanschlag in Duisburg im Jahr 1984, bei dem sieben Menschen ums Leben kamen, blieb lange Zeit unsichtbar in der Öffentlichkeit. Erst 2019, 35 Jahre später, gründete sich die Initiative Duisburg 1984 und begann, die Ereignisse gemeinsam mit Betroffenen und Überlebenden aufzuarbeiten.

Die Initiative setzte sich für eine rassismuskritische Auseinandersetzung und die Sichtbarkeit der Perspektiven der Betroffenen ein. 2019 fand das erste öffentliche Erinnern und Gedenken statt, bei dem Betroffene und Angehörige rassistischer und antisemitischer Gewalt aus ganz Deutschland zusammenkamen, um sich mit den Hinterbliebenen zu solidarisieren, zu erinnern und zu zuhören und ihre Forderungen nach Anerkennung und Gerechtigkeit zu unterstützen. Seit 2020 wird jährlich eine Gedenkveranstaltung am Erinnerungsort an der Wanheimer Straße 301 in Duisburg organisiert und an die Opfer erinnert.

Im Jahr 2020 nahm eine Kommission der Stadt Duisburg, bestehend aus Vertreter*innen der Verwaltung, des Rats, der Initiative und der Familie ihre Arbeit auf, um das Erinnern und das Gedenken in der Stadtgesellschaft zu verankern. Am 26. August 2023, dem 39. Jahrestag, wurde eine Gedenktafel am Erinnerungsort Wanheimer Straße 301 angebracht.

Im Sommer 2024 löste sich die Initiative Duisburg 1984 auf. Die Betroffenen und Überlebenden bleiben jedoch bundesweit mit anderen Menschen, die rechte Gewalt erfahren haben, solidarisch und vernetzt, um das Andenken an ihre verstorbenen Angehörigen und deren Geschichten lebendig zu halten.

Was ist geschehen

Diese Gedenkchronik thematisiert rechte, rassistische und antisemitische Gewalt, einschließlich spezifischer Vorfälle, Hintergründe und Folgen. Die Inhalte können belastende Beschreibungen von Gewalt, Diskriminierung und Leid enthalten.

Im folgenden ausklappbaren Abschnitt “Beschreibung der Tat” werden konkrete Gewalttaten geschildert. Wir möchten Betroffene und Leser*innen daher darauf hinweisen, dass die Auseinandersetzung mit diesen Inhalten retraumatisierend wirken kann. Bitte prüfen Sie vor dem Zugriff auf die Inhalte, ob Sie sich mental und emotional in der Lage fühlen, sich mit solchen Themen auseinanderzusetzen und tun sie dies ggf. nicht allein.

Der rassistische Brandanschlag in Duisburg 1984: Eine schmerzhafte Erinnerung

Im August 1984 ereignete sich in Duisburg-Wanheimerort ein rassistischer Brandanschlag, der bis heute schmerzhaft in Erinnerung bleibt und der in der Öffentlichkeit wenig bekannt ist. In der Wanheimer Straße 301 wurde das Wohnhaus der Familien Satır und Turhan Ziel dieses tödlichen Brandanschlags. Sieben Menschen verloren dabei ihr Leben und 23 weitere Personen wurden zum Teil schwer verletzt.

Wir erinnern an:

Ferdane Satır (geb. 15. August 1944)

Çiğdem Satır (geb. 25. Juli 1977)

Ümit Satır (geb. 4. April 1979)

Songül Satır (geb. 4. August 1980)

Zeliha Turhan (geb. 23. Mai 1966)

Rasim Turhan (geb. 21. Januar 1966)

Tarık Turhan (geb. 2. Juli 1984)

Das Haus war ausschließlich von migrantisierten und rassifizierten Menschen bewohnt. Obwohl das Gebäude zuvor mit Hakenkreuzen beschmiert worden war, schlossen die Behörden ein rassistisches oder rechtsextremes Motiv schnell aus. Stattdessen vermuteten sie einen „Bandenkrieg“ als Hintergrund für den Anschlag. Opfer wurden zu Täter*innen stigmatisiert. Diese Entpolitisierung des Verbrechens bleibt bis heute ein schmerzlicher Punkt in der Aufarbeitung.

Quellen

Aynur Satır (2024). 26. August 1984, Duisburg-Wanheimerort. “Ich werde weiterkämpfen – für die Wahrheit und Gerechtigkeit”. In: Ali Şirin (Hrsg.*in), Erinnern heißt kämpfen – Kein Schlussstrich unter unsere Stimme (S. 42-46).

Magazin “Hinsehen” (Ausgabe Dezember 2024) der Opferberatung Rheinland. 

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