Mehmet
Kubaşık

04. Nisan 2006

Dortmund

Leben des Opfers

Mehmet Kubaşık wurde 1966 in Pazarcık, im Süden der Türkei, geboren. Die kurdisch-alevitische Familie beantragte 1991 Asyl in Deutschland und lebte von Anfang an in Dortmund. Am 4.4.2006 wurde Mehmet Kubaşık von Neonazis des Nationalsozialistischen Untergrundes (NSU) in seinem Kiosk in der Mallinckrodtstraße ermordet. Er wurde mit 39 Jahren aus rassistischen Gründen aus dem Leben gerissen. Er war das 8. Opfer des rechtsterroristischen NSU.

Mehmet Kubaşık war jedoch viel mehr als das. Seine Tochter Gamze beschreibt ihren Vater als den besten Menschen, den sie je kannte. Ein Mensch, der immer Späße gemacht hat und den man einfach mochte. Er war geschätzt und beliebt im Viertel. Er mochte es, mit seinen Kindern Eis zu essen, grillte gern und spielte Fußball. Mit dem Kiosk machte Mehmet Kubaşık sich selbständig, die ganze Familie half mit. Seine Ehefrau Elif sagt, ihre Kraft schöpft sie nach wie vor aus der Beziehung mit Mehmet.

Gamze Kubaşık über ihren Vater: “Mein Vater war ein aufgeschlossener, ehrlicher Mensch. Man mochte ihn einfach. Er liebte es, Auto zu fahren und seinen BMW zu pflegen. Ich habe es gemocht, mit meinem Vater unterwegs zu sein, im Auto Musik zu hören. Das sind so Tage, die ich am meisten vermisse. Ich kann mich erinnern, dass mein Vater viel mit uns gespielt hat, er hat sich echt gut um uns gekümmert.”

Formen des Gedenkens

Es waren und sind die Überlebenden und Angehörigen, die um Erinnerung, Aufklärung, Anerkennung und Gerechtigkeit kämpfen. Familie Kubaşık tut dies seit 2006. Bereits im Juni 2006, nur wenige Wochen nach dem Mord an Mehmet Kubaşık, organisierte sie gemeinsam mit Freund*innen einen Schweigemarsch in Dortmund, mit einer zentralen Forderung: “Kein 10. Opfer!”. Schon damals – fünf Jahre vor der “sogenannten Selbstenttarnung” – machten Angehörige, Betroffene und (wenige) solidarische Menschen auf den rassistischen Charakter und Zusammenhang der Taten aufmerksam und forderten deren umfassende Aufklärung. Diese hat es bislang nicht gegeben! Die Forderung der Familie Kubaşık hat daher auch heute nichts von ihrer Dringlichkeit verloren.

Das Bündnis Tag der Solidarität – Kein Schlussstrich Dortmund organisiert seit 2013 das Gedenken am 4. April an Mehmet Kubaşık. Gemeinsam mit der Familie Kubaşık wird das Gedenken stets am 4. April organisiert. Darüber hinaus werden weitere Veranstaltungen wie Podiumsdiskussionen, Filmabende, Lesungen organisiert.

Seit 2022 findet stets Anfang Mai das Mehmet-Kubasik-Kinderfest in der Dortmunder Nordstadt statt.

Gamze Kubaşık kämpft als politische Bildnerin gegen Rassismus. Seit 2022 spricht sie mit Schüler*innen über den NSU-Komplex, über ihre Erfahrungen als Angehörige mit der Gesellschaft, den Sicherheitsbehörden und der Nachbar*innenschaft. Sie möchte die Jugendlichen aufrütteln, sie möchte, dass ihr Vater Mehmet nicht vergessen wird. Darüber hinaus spricht sie auch in Museen, Theatern und anderen Einrichtungen. Ihre Erinnerungsarbeit ist wichtig, weil der Rassismus in unserer Gesellschaft nach wie vor eine sehr große Gefahr darstellt.

Was ist geschehen

Diese Gedenkchronik thematisiert rechte, rassistische und antisemitische Gewalt, einschließlich spezifischer Vorfälle, Hintergründe und Folgen. Die Inhalte können belastende Beschreibungen von Gewalt, Diskriminierung und Leid enthalten.

Im folgenden ausklappbaren Abschnitt “Beschreibung der Tat” werden konkrete Gewalttaten geschildert. Wir möchten Betroffene und Leser*innen daher darauf hinweisen, dass die Auseinandersetzung mit diesen Inhalten retraumatisierend wirken kann. Bitte prüfen Sie vor dem Zugriff auf die Inhalte, ob Sie sich mental und emotional in der Lage fühlen, sich mit solchen Themen auseinanderzusetzen und tun sie dies ggf. nicht allein.

Am 4.4.2006 wurde Mehmet Kubaşık von Neonazis des Nationalsozialistischen Untergrundes (NSU) in seinem Kiosk in der Mallinckrodtstraße ermordet. Er wurde mit 39 Jahren aus rassistischen Gründen aus dem Leben gerissen. Er war das 8. Opfer des rechtsterroristischen NSU.

Bis heute kämpft die Familie für Aufklärung und Konsequenzen, da zentrale Fragen im NSU-Komplex ungeklärt sind und die gesellschaftliche Dimension und der strukturelle Rassismus der Ermittlungen nur unzureichend aufgearbeitet sind.

Quellen

Homepage: https://tagdersolidaritaet.wordpress.com/

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Bluesky: @tddsksdortmund.bsky.social