Leben des Opfers
Kaloyan (*18.01.1987) ist zusammen mit seiner Frau und seinem Sohn nach Deutschland gekommen. Der 33-Jährige arbeitete als Lkw-Fahrer und half zusätzlich im Lokal “La Votre” am Heumarkt aus. Seine Frau und sein Sohn kehrten nach Bulgarien zurück, aber Kaloyan blieb in Deutschland, um sich eine Existenz aufzubauen und die Familie in Bulgarien weiterhin zu unterstützen.
Kaloyan holte seine Mutter zu sich. Sie wohnten in Erlensee, in der Wohnung unter ihnen lebte Kaloyans Cousine Vaska mit ihren Kindern, mit denen er ebenfalls viel Zeit verbrachte. Kaloyans Leben bestand aus Arbeit und Sport – damit war er sehr zufrieden.
Kaloyan brauchte nie viele Dinge für sein inneres Glück, er lebte sehr genügsam. Er hat sehr gerne gegessen, selbst gekocht hat er in seiner Zeit in Deutschland jedoch nur ein einziges Mal, als sein Bruder zu Besuch war. Er machte Fleisch mit Kartoffeln in Tomatensoße. Alle hatten danach Bauchschmerzen – nicht nur vom vielen Essen, sondern auch vom vielen Lachen an diesem Abend.
Vaska telefonierte am 19. Februar 2020 um 21:47 Uhr zum letzten Mal mit ihrem Cousin Kaloyan. Sie hatten darüber gesprochen, am Wochenende zusammen in eine Bar mit Livemusik zu gehen. Um 21:57 Uhr war Kaloyan tot.
Kaloyans Mutter wartete noch mehrere Tage nach seinem Tod auf seine Rückkehr. Vaska konnte sie nicht davon abbringen, geschweige denn sie beruhigen. Schließlich hielt Kaloyans Mutter es in Deutschland nicht mehr aus und kehrte nach Bulgarien zurück.
Kaloyan wurde in der Nähe seiner Familie in seiner Heimatstadt Mesdra beerdigt. Es ist hier Tradition, den Toten auch etwas zu Essen oder zu Trinken mitzubringen, wenn man sie auf dem Friedhof besucht. Kaloyans Sohn bringt ihm sein Lieblingsgetränk.