Burak
Bektaş

05. Nisan 2012

Berlin Neukölln

Leben des Opfers

Burak Bektaş wurde am 14. Februar 1990 im ehemaligen Kinderkrankenhaus am Mariendorfer Weg geboren. Er war das erste Kind von Ahmet und Melek. 2 Jahre später wird Buraks Bruder Fatih geboren, 2002 kommt dann Buraks kleine Schwester Melike dazu.

Die ersten 5 Jahre lebte Burak in der Weisestraße in Neukölln und ging in der Treptower Straße in die Kita. Er hatte eine glückliche Kindheit, er war immer gelassen, fröhlich, ein verantwortungsbewusster Junge mit einem sehr großen Herz. Die Familie zog dann ans Kiehlufer und Burak wechselte mit sechs Jahren, also im Jahr 1996, von der Kita in die Hans-Fallada-Grundschule in der Harzer Straße.

Von der 7. bis zur 10. Klasse ging er in die Heinrich-Heine-Schule, eine Realschule, in der Rütlistraße. Er war ein sehr beliebter Junge unter seinen Freunden, mit denen er schon im Sandkasten zusammen gespielt hatte. Er war ein fröhlicher Mensch und spielte viel mit seinen Geschwistern. Er liebte es, seine Schwester mit dem Kinderwagen zu schieben.

Im Jahr 2009, zog er mit seinen Eltern und seinen beiden jüngeren Geschwistern vom Kiehlufer nach Süd-Neukölln in die Nähe des Krankenhauses an der Rudower Straße.

Nach der 10. Klasse arbeitete er u.a. als Pizza-Kurier, machte ein Praktikum bei Fiat und begann dann 2010 eine Lehre als Automobilkaufmann. Burak besuchte die Berufsschule in Mitte am Spittelmarkt und fuhr zur Arbeit nach Reinickendorf. Seine Lebensperspektive und sein Ziel war irgendwann mal, seine eigene Kreation von Autos zu bauen. Er wollte ein fleißiger Student und Techniker werden. Er hatte einen Nissan-Kleinwagen und war ein sehr lebensfroher Mensch. Er war viel unterwegs, hin und her, Arbeit, Sport und zwischendurch „Mama, soll ich was einkaufen? Soll ich was mitbringen?“ Action, immer. Manchmal fuhr er mit seiner Schwester und ihren Freundinnen in das 3D-Kino am Potsdamer Platz. Oder er traf sich mit seinen Freunden. Die waren ihm immer sehr wichtig. Sie haben immer zusammengehalten. Langjährige Freundschaften. Ausgehen, Spaß haben. Er war immer offen und hilfsbereit. Fitness und Kampfsport waren seine Hobbies. Er ging schon seit einiger Zeit mehrmals die Woche zum Wing Tsun – Kampfsport.

Auch am Abend des 5. April war er noch beim Training, ehe er sich mit seinen Freunden traf und ein Unbekannter plötzlich sein Leben beendete.

Formen des Gedenkens

Kurz nach dem Mord an Burak gründeten seine Angehörigen und Freund*innen 2012 die “Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak Bektaş”. Diese Initiative setzt sich seit dem Mord für die Aufklärung der Tat und ein angemessenes Gedenken ein. Sie organisiert regelmäßig Veranstaltungen und Kundgebungen, um an Burak zu erinnern und auf die ungeklärten Umstände seines Todes aufmerksam zu machen. So findet jedes Jahr an seinem Geburtstag (14. Februar) und Todestag (5. April) eine Gedenkveranstaltung sowie Kundgebung statt, bei der Familie, Freund*innen und Unterstützer*innen zusammenkommen, um Burak zu gedenken, über aktuelle Entwicklungen zu informieren und Gerechtigkeit zu fordern.

Seit 2018 konnte dank der unermüdlichen Arbeit der Initiative in Zusammenarbeit mit der Familie Bektaş mithilfe von Spendengeldern ein Gedenkort gegenüber dem Krankenhaus Neukölln an der Rudower Straße Ecke Möwenweg/Laubsängerweg errichtet werden, um an Burak Bektaş zu erinnern.

Was ist geschehen

Diese Gedenkchronik thematisiert rechte, rassistische und antisemitische Gewalt, einschließlich spezifischer Vorfälle, Hintergründe und Folgen. Die Inhalte können belastende Beschreibungen von Gewalt, Diskriminierung und Leid enthalten.

Im folgenden ausklappbaren Abschnitt “Beschreibung der Tat” werden konkrete Gewalttaten geschildert. Wir möchten Betroffene und Leser*innen daher darauf hinweisen, dass die Auseinandersetzung mit diesen Inhalten retraumatisierend wirken kann. Bitte prüfen Sie vor dem Zugriff auf die Inhalte, ob Sie sich mental und emotional in der Lage fühlen, sich mit solchen Themen auseinanderzusetzen und tun sie dies ggf. nicht allein.

Burak Bektaş wurde in der Nacht vom 4. auf den 5. April 2012 in Berlin-Neukölln vor dem Krankenhaus Britz im Alter von 22 Jahren erschossen. Der unbekannte Mörder verletzte Buraks Freunde Alex A. und Jamal A. lebensgefährlich und tötete Burak.

Der Mord an Burak Bektaş und der vierfache Mordversuch an seinen Freunden, sind nach wie vor nicht aufgeklärt. Der Mord ereignete sich nur wenige Monate nach dem Auffliegen des NSU-Komplex, sodass eine NSU-Nachahmetat naheliegend ist. Der Tathergang deutet zudem auf ein rassistisches Mordmotiv hin: Ein weißer Mann kam, schoss auf eine Gruppe von Jugendlichen mit Migrationsgeschichte und verschwand. Die Ermittlungsbehörden konnten bereits zu Beginn der Ermittlungen alle möglichen Mordmotive ausschließen, bis auf eins: Rassismus.

Familie Bektaş und die Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak Bektaş kämpfen seit Buraks gewaltsamen Tod für die Aufklärung des Mordes und ein angemessenes Gedenken.