Formen des Gedenkens
Nach dem Mord an Amadeu Antonio 1990 lebte die BIPOC-Community in Eberswalde unter großer Angst. Rassistische Beleidigungen, Ausschluss aus dem öffentlichen Leben und die ständige Gefahr, Opfer von Gewalt zu werden, prägten den Alltag. Allein auf die Straße zu gehen, galt als lebensgefährlich.
1994 gründete die Community den Verein Palanca, um Schutzräume zu schaffen, Solidarität zu stärken und über die Geschichte der Vertragsarbeiter*innen aufzuklären. Der Afrikanische Kulturverein Palanca e.V. engagiert sich bis heute für ein besseres Miteinander in Eberswalde. Palanca e.V. veranstaltet ein jährliches Gedenken an Amadeu Antonio und ist im engen Austausch mit seiner Familie in Angola und Deutschland. Der Verein thematisiert Antirassismus und rechtsextreme Gewalt – in Bildungsangeboten wie auch öffentlich – und bietet Geflüchteten und afrikanischen Frauen einen Treffpunkt, um die Isolation zu durchbrechen und Kultur zu teilen. Zusätzlich leistet Palanca e.V. integrative Arbeit mit dem Ziel, kulturelle Vielfalt sichtbar zu machen und ein vorurteilsfreies Miteinander sowie integrative Maßnahmen zu fördern.
Auch die 1998 gegründete Amadeu Antonio Stiftung bewahrt sein Andenken und setzt sich in seinem Namen für Zivilcourage und die Bekämpfung von Rassismus, Antisemitismus und rechter Gewalt ein.
Seit Mitte der 2000er organisiert die Barnimer Kampagne „Light me Amadeu“ das jährliche Gedenken an Amadeu Antonio. Die Kampagne besteht aus jungen und älteren Menschen aus Eberswalde, dem Landkreis Barnim und darüber hinaus, die sich im Rahmen vielseitiger Formate wie Workshops, Vorträge und Informationskampagnen mit Rassismus auseinandersetzen und über seine Wirkweisen und Folgen aufklären. Sie kooperieren dabei eng mit dem afrikanischen Kulturverein Palanca e.V., der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE), der panafrikanischen Frauenorganisation PAWLO und der Amadeu Antonio Stiftung.
In Eberswalde erinnert zudem eine Gedenktafel an Amadeu Antonio, für deren bessere Sichtbarkeit und Pflege sich die Kampagne „Light me Amadeu“ ebenfalls einsetzt. Seit 2022 ergänzt ein Geschichtsbaum die Tafel, welcher über das Leben von Amadeu Antonio, seine Träume und seiner neuen Heimat Eberswalde erzählt. Mehrere einzelne Äste bzw. Tafeln sind dem rassistischen Mord an Amadeu Antonio und dem Gedenken an ihn gewidmet. Auch Kontextinformationen gibt es hier zum Nachlesen, wie zur Geschichte von Vertragsarbeitenden in der DDR.