Initiative in Gedenken
an Semra Ertan

Hamburg

Die Initiative in Gedenken an Semra Ertan wurde im Sommer 2018 gegründet. In ihr sind verschiedene Menschen aus dem Hamburger Stadtteil St. Pauli und aus anderen Gedenkinitiativen aktiv sowie Semra Ertans Schwester Zühal Bilir-Meier und ihre Nichte Cana Bilir-Meier.

Hintergrund der Gründung:

Die Initiative gedenkt Semra Ertan, die Dichterin, Arbeiterin und Aktivistin war. 1971 kam sie im Alter von vierzehn Jahren nach Kiel, wo ihre Eltern als sogenannte ‚Gastarbeitende‘ lebten. Mit fünfzehn Jahren begann sie – zunächst auf Türkisch, dann auf Deutsch – Gedichte und satirische Texte zu schreiben. Insgesamt verfasste sie über 350 Gedichte, in denen sie soziale Ungerechtigkeiten und die Diskriminierung thematisierte, die sie selbst und andere migrantisierte sowie rassifizierte Menschen in Deutschland tagtäglich erlebten. Sie engagierte sich aktiv gegen Rassismus, Klassismus, Sexismus und rechte Gewalt. Aus Protest gegen den auch damals zunehmenden Rassismus in Deutschland zündete sie sich 1982 in Hamburg an. Zuvor hatte sie ihre Entscheidung im NDR und ZDF angekündigt und das Gedicht ‚Mein Name ist Ausländer‘ (1981) vorgetragen.

Ziele und Aufgaben:

Die Initiative hat das Ziel, das Gedenken an Semra Ertan in der Öffentlichkeit zu stärken und ihre Botschaft weiterzutragen. Dafür fordert sie die Benennung eines Platzes nach Semra Ertan und das Anbringen einer Gedenktafel. Jedes Jahr, rund um Semra Ertans Todestag, organisiert die Initiative eine Gedenkfeier mit Lesungen, künstlerischen und politischen Beiträgen. Darüber hinaus gedenkt die Initiative auch anderen Opfern von Rassismus und rechter Gewalt und hilft dabei, die Erinnerung an sie wachzuhalten.

Bis Ende Januar 2025 verweigerte die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte noch eine Benennung des von der Initiative und Familie gewünschten Platzes nach Semra Ertan in St. Pauli. Im Februar wurde jedoch in der Bezirksversammlung beschlossen, einen Semra-Ertan-Platz zu schaffen. Noch fehlt allerdings die Zustimmung des Hamburger Senats. Die Initiative und Angehörige Semra Ertans bleiben weiter an der Verwirklichung und Umsetzung dieses Erinnerungsortes für Semra Ertan dran, sie bekommen weiterhin Unterstützung und Solidarität aus dem Stadtteil und über St. Paulis Grenzen hinaus.

Im Jahr 2020 wurden ihre Gedichte erstmals in dem Band „Mein Name ist Ausländer/ Benim Adım Yabancı“ veröffentlicht. Mittlerweile ist die 2. Auflage lieferbar. Damit erfährt ihre literarische und politische Arbeit posthum Anerkennung und Sichtbarkeit – nicht zuletzt durch die posthum verliehene Alfred-Döblin-Medaille und vielen Veranstaltungen rund um Semra Ertans Gedichte.

Seit 2023 gibt es außerdem, in Abstimmung mit der Initiative, bereits in Kiel-Friedrichsort einen Semra-Ertan-Platz und in Berlin im Garten des Hauses der Kulturen  der Welt (HKW) eine Gedenktafel für sie.