Ziele und Aufgaben:
Der „Freundeskreis im Gedenken an die rassistischen Brandanschläge von Mölln 1992“ existiert seit 2012 und besteht aus Mitgliedern und Freund*innen der Familie Arslan und verbundenen Personen aus anderen Gedenkinitiativen, anti-faschistischen, anti-rassistischen, feministischen und queeren Zusammenhängen und Gruppen.
Durch einen neofaschistischen Brandanschlag am 23.11.1992 in Mölln wurden die 10-Jährige Yeliz Arslan, die 14-Jährige Ayşe Yılmaz und die 51-Jährige Bahide Arslan ermordet. Weitere Familienmitglieder wurden teilweise sehr schwer verletzt. Zuvor hatten die Neonazis bereits einen Brandanschlag auf die Ratzeburger Straße 13 verübt, wo ebenfalls Menschen türkischer Herkunft wohnten. Neun von ihnen erlitten schwere Verletzungen.
Für den Freundeskreis ist es wichtig, die Erinnerung zurück zu erkämpfen – an die, die fehlen, an das Geschehene, an das Vergessene, an das Verschwiegene, an das unter den Teppich Gekehrte, an die Ursache und die Folgen, an das Davor und das Danach.
Indem wir kollektiv und solidarisch das Gedenken lebendig halten, rücken wir die Perspektive der Betroffenen in den Vordergrund. Bis heute versuchen Andere zu bestimmen, wie an das Geschehene gedacht wird. Bis heute versuchen Andere zu vereinnahmen, wie über das Geschehene gesprochen wird. Sie diffamieren damit die Opfer. Deren Vorstellungen von Erinnerung sollen Maßstab für das Gedenken sein.
Der Freundeskreis begleitet und arbeitet mit den Angehörigen und Überlebenden des Anschlags für ein selbstgestaltetes, selbstbestimmtes, sichtbares, solidarisches und empowerndes Gedenken von Betroffenen und Überlebenden rechter Gewalt. Zusammen gestalten sie unter anderem den Gedenktag am 23. November, Gedenkkonzerte und andere Formen des Gedenkens und Erinnerns und haben die Möllner Rede im Exil mit anderen Verbündeten und Initiativen bis Ende 2023 entwickelt. Die Verbindung mit anderen Betroffenen und Überlebenden rechter Gewalt in ihrem selbstgewählten Gedenken als Ausdruck ihrer Trauer, ihrer Erinnerung, ihres Widerstandes und ihrer Gesellschaftskritik steht dabei im Vordergrund.
Für uns als Freund*innen der Überlebenden ist es wichtig, ihre Stimmen zu verstärken und zu vervielfältigen. Die Überlebenden rechter Gewalt sind keine Statisten. Sie mundtot zu machen, ist ein Angriff gegen sie als Zeug*innen des Geschehenen und gegen ihre Erinnerungspolitik und ihr Erinnern.
Es gibt viele Erfahrungen und Geschichten. Viele Verletzungen. Viele Wünsche und Bedürfnisse. Viele Perspektiven. Diese gilt es zu hören. Aus der Vereinzelung zusammenzubringen. Zu vernetzen. Zu vervielfältigen. In den Vordergrund zu stellen. Und so Gedenkpolitiken herauszufordern. Als Kollektiv in der Vielfalt.