Theodoros
Boulgarides

15. Juni 2005

München

Leben von Theodoros Boulgarides

Theodoros Boulgarides, von allen nur Theo genannt, wurde 1964 in Triantafyllia in Griechenland geboren und kam in jungen Jahren mit seinen Eltern und seinem jüngeren Bruder nach Deutschland. Von Anfang an lebte er in München, wo er auch sein Abitur absolvierte und die Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann abschloss. Als er bei der Firma „Siemens“ anfing, lernte er seine spätere Ehefrau und Mutter seiner beiden Töchter, Mandy und Michalina, kennen.

Später arbeitete er für viele Jahre bei der Deutschen Bahn und eröffnete am 01.06.2005 zusammen mit einem Freund seinen Schlüsseldienst im Münchner Westend. Hier geschah, nur 14 Tage später, vier Tage nach seinem 41. Geburtstag, der Mord. Theodoros Boulgarides wurde mit 41 Jahren aus rassistischen Gründen aus dem Leben gerissen. Er war das 7. Opfer des rechtsterroristischen NSU.

Michalina Boulgarides über ihren Vater: “Unser Vater war ein lebensfroher Mensch. Er liebte das Angeln und verbrachte viel Zeit in seinem Schrebergarten. Er wurde von seinem Umfeld geschätzt und geliebt. Die Zeit mit uns, seiner Familie, war ihm am wichtigsten. Wir sangen zusammen, tanzten, spielten, lachten. Es bricht einem jeden Tag aufs Neue das Herz zu wissen, dass er nicht mehr bei uns ist.

Formen des Gedenkens

Angehörige und zivilgesellschaftliche Initiativen streiten seit Jahren für eine umfassende Aufklärung der Morde des NSU und für die Etablierung einer würdigen Erinnerungskultur. Auch die Familie von Theodoros Boulgarides kämpft bis heute um Aufklärung. Seine Tochter Mandy Boulgarides schrieb zehn Jahre nach der Selbstenttarnung des NSU: „Ich will, dass alle Personen, die mit dem NSU-Terror und dem ganzen Komplex in Verbindung stehen, dafür zur Verantwortung gezogen werden. Ich wünsche mir, dass Menschen keine Angst haben, für ihre Rechte oder die ihrer verstorbenen Angehörigen zu kämpfen und Fragen laut in die Gesellschaft zu schreien. […] Wir werden nicht aufhören zu fragen. Es wird endlich Zeit für klärende Antworten.“

An der Hauswand des Tatorts erinnert heute eine Gedenktafel an Theodoros Boulgarides. Jährlich finden Gedenkveranstaltungen in München statt.

Was ist geschehen?

Diese Gedenkchronik thematisiert rechte, rassistische und antisemitische Gewalt, einschließlich spezifischer Vorfälle, Hintergründe und Folgen. Die Inhalte können belastende Beschreibungen von Gewalt, Diskriminierung und Leid enthalten.

Im folgenden ausklappbaren Abschnitt „Beschreibung der Tat“ werden konkrete Gewalttaten geschildert. Wir möchten Betroffene und Leser*innen daher darauf hinweisen, dass die Auseinandersetzung mit diesen Inhalten retraumatisierend wirken kann. Bitte prüfen Sie vor dem Zugriff auf die Inhalte, ob Sie sich mental und emotional in der Lage fühlen, sich mit solchen Themen auseinanderzusetzen und tun sie dies ggf. nicht allein.

Am 15. Juni 2005 wurde Theodoros Boulgarides von Neonazis des Nationalsozialistischen Untergrundes (NSU) im Laden seines Schlüsseldienstes im Münchner Westend ermordet. Er wurde mit 41 Jahren aus rassistischen Gründen aus dem Leben gerissen. Er war das 7. Opfer des rechtsterroristischen NSU.

Bis heute kämpft die Familie für Aufklärung und Konsequenzen, da zentrale Fragen im NSU-Komplex ungeklärt sind und die gesellschaftliche Dimension und der strukturelle Rassismus der Ermittlungen nur unzureichend aufgearbeitet sind.

Quellen

https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/theodorus-boulgarides-staatlich-anerkannt/https://

cppdnetwork.com/plgk-eintrag/nsu-mord-an-theodoros-boulgarides/